- indonesische Literatur
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die schriftlich überlieferte Literatur der indonesischen Hochkulturen und die fast nur mündlich überlieferte Literatur der Alt- und Jungindonesier (Minangkabau, Batak, Aceh u. a.). Sie lässt sich in drei Epochen gliedern: die hinduistisch-javanische (8.-16. Jahrhundert), die islamisch-malaiische (16.-19. Jahrhundert) und die moderne indonesische Literatur.Die hinduistisch-javanische Literatur:Die hinduistisch-javanische Literatur stand mit dem Entstehen hinduisierter Staaten auf indonesischem Boden im Zeichen der indischen Kultur. Es entwickelte sich eine Literatur nach überwiegend indischen Vorbildern und unter Verwendung zahlreicher Sanskritwörter in altjavanischer Sprache. Die eigentliche altjavanische Literatur beginnt im 10. Jahrhundert unter Mpu Sindok (928-950) mit Nachschöpfungen (Kakawin) indischer Epen (z. B. des »Mahabharata« und des »Ramayana«). Die neujavanische Literatur beginnt mit dem »Nagara-Kertagama« des Rakawi Prapañca, einem Lobgedicht auf König Hayam Wuruk (1350-89) von Majapahit. Formal entspricht es dem Kakawin, bearbeitet jedoch javanische Stoffe aus Geschichte und Sage. Als neue literarische Gattung entstand das Kidung, das javanische Themen zum Inhalt hat und formal freiere Versformen aufweist.Die islamisch-malaiische Literatur:Durch die Vermittlung des Islam gelangten die Kulturen Arabiens, Persiens und Vorderindiens in den indonesischen Raum. Es entstand eine Literatur in malaiischer Sprache, die die Märchen-, Sagen- und Fabelliteratur des arabisch-persischen Kulturkreises in Indonesien bekannt machte. Zahlreich sind Koran- und Prophetenerzählungen sowie islamische theologische Literatur. Besonders bedeutsam für die malaiische Prosa sind die Geschichtsschreibung und der historische Roman. In der malaiischen Poesie wurden besonders die Versformen des Pantun und des Syair ausgebildet (im Pantun reimen die erste und dritte sowie die zweite und vierte Verszeile, im Syair reimen je vier aufeinander folgende Verszeilen).Die moderne indonesische Literatur:Die moderne indonesische Literatur begann mit der Proklamation des Malaiischen zur Bahasa Indonesia (1928). Mit der Publikation der literarisch-kulturellen Zeitschrift »Pujangga Baru« (»Neuer Dichter«) 1933 begann die Phase der Kulturkritik, die sich in zwei Strömungen teilte: Während die eine für die bedingungslose Übernahme westlicher Ideologien und das Verwerfen des überalterten Brauchtums plädierte (Sutan Takdir Alisjahbana, * 1908), verteidigte die andere die traditionellen Werte der indonesischen Kultur (Armijn Pané, * 1908, ✝ 1970). Neben dem Kampf um nationale Selbstständigkeit stand die Bewältigung sozialer Probleme im Vordergrund. Die Literatengruppe »Angkatan 45« (»Die Generation von 1945«) thematisierte in vitalem Stil Universalität und Humanität, wobei sie sich am Werk des Lyrikers Chairil Anwar (* 1922, ✝ 1949) orientierte. Ihr folgte die »Angkatan 66« (»Die Generation von 1966«), deren Vertreter an den Studentendemonstrationen gegen das Sukarno-Regime teilgenommen und Kampfgedichte über Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit verfasst hatten (Taufiq Ismail, * 1937). Nach dem Fall Sukarnos artikulierten die Repräsentanten dieser Gruppe die Befreiung von der Unterdrückung der Menschenrechte; ihre Literatur enthielt nun konkrete Forderungen nach Erfüllung elementarer Lebensbedürfnisse. Ein weiteres Thema der Werke dieser Generation war die Solidarität mit dem leidenden Volk. Noch vor 1970 wurde diese politisch und sozial orientierte Literatur von einer experimentelle Dichtungsformen bevorzugenden Literatur abgelöst, deren bedeutendster Repräsentant Rendra ist. Zu den führenden Persönlichkeiten der Moderne gehören u. a. Supardi Joko Damono (* 1940), Damanto (* 1942), Putu Wijaya (* 1944) und die Schriftstellerin Tuti Heraty (* 1933). Themen dieser Literatur sind u. a. das Individuum und seine Würde sowie die inhumane Welt der Großstädte. Der bekannteste Autor der Gegenwart ist Pramoedya Ananta Toer.C. Hooykaas: Over Maleise literatuur (Leiden 21947);M. Balfas: Modern Indonesian literature in brief, in: Hb. der Orientalistik, hg. v. B. Spuler, Abt. 3, Bd. 3 (Leiden 1976);E. U. Kratz: A bibliography of Indonesian literature in journals (Yogyakarta 1988);V. I. Braginsky: The system of classical Malay literature (Leiden 1993).
Universal-Lexikon. 2012.